Instrumente, Welschensteinach - St. Peter & Paul

Pfarrkirche St. Peter & Paul Welschensteinach

  • Welschensteinach_01_1200x800
  • Welschensteinach_02_1200x800

Disposition

HAUPTWERK
Principal 8′
Rohrflöte 8′
= Salicional 8′
Quintadena 8′
Octave 4′
Hohlflöte 4′
= Fugara 4′
Sesquialter II
Quint major 2 2/3′ VA
Superoctave 2′
Mixtur IV-VII 1 1/3′
Quint minor 1 1/3’VA
Trompete 8′
NEBENWERK
Gedeckt 8′
Salicional 8′
= Quintadena 8′
= Hohlflöte 4′
Fugara 4′
= Sesquialter ll
= Superoctave 2′
Flageolet 2′
Welschhorn 8′
PEDALWERK
Subbass 16′
Octavbass 8′
Bassoctave 4′
Posaune 16′
= Wechselschleifen
TREMULANT
KOPPELN
II-I SUB II-I II-P I-P
TONUMFANG
Manual C – g“‚
Pedal C – f‘
STIMMUNG
UNGLEICHSTUFIG NACH
BILLETER, A 440 HZ 15‘C
SACHBERATUNG
MATTHIAS DEGOTT

Die weithin sichtbare, ehemalige Wehrkirche im malerischen Schwarzwaldtal von Welschensteinach wird urkundlich um 1275 erstmals erwähnt. Über den Grundmauern der alten Kirche entstand 1771 die heutige Pfarrkirche St. Peter und Paul als Werk des fürstenbergischen Baumeisters Franz-Joseph Salzmann (1724-86). Der an die Nordseite des Chores stoßende Glockenturm stammt bis zum Untergeschoss aus dem 12. Jahrhundert. Die barocke Innenausstattung der Kirche umspannt einen Zeitraum vom 17. Jahrhundert bis heute. Historische Originale stehen neben stilkopierenden Nachbauten aus der Zeit um 1960. Mit der neuen Orgel wird dieser Prozess vervollständigt.

Die Gestaltung der neuen Orgel entspricht in ihrer Architektur dem klassisch fünfteiligen Orgelprospekt des süddeutschen Barock in der künstlerisch reduzierten Formensprache unserer Werkstatt und des Bildhauers Armin Göhringer.

Mit der schwungvollen Linienführung des Gehäuses und der ausgeprägten Plastizität der Prospektabwicklung werden Bewegung und Spannung als genuin barocke Gestaltungsprinzipien Übersetzt.

Durch die aus der Taillierung des Gehäuses schalltrichterartig auseinander strebenden Prospektpfeifen ist die Orgel gleichsam als Metapher eines Blasinstrumentes und dessen Klangdynamik zu erkennen.
Das breit angelegte Mittelfeld wird von zwei doppelt geschweiften FlachfeldStelen flankiert, deren schmales, goldbelegtes Ornamentband als typische KreuzschichtungsBesägung des Bildhauers zu erkennen ist. Nach unten gehängte
und schräg nach vorne gerichtete Prospektpfeifen bilden einen „gebrochenen“ Spiegelprospekt als auffälligstes Stilmittel-Zitat der Orgelgestaltung des 18. Jahrhunderts. Die Fassung der neuen Orgel versteht sich als weiterführende Bereicherung einer nicht an einen bestimmten Kanon gebundenen Farbigkeit von Kirchenraum und Innenausstattung. Restaurator Bernd Bauer hat es einmal mehr verstanden, mit stumpfem Pinsel und weißgrüner Dipersion auf anthrazitgrauem Grund eine ungewöhnliche, an barocke Marmoreffekte erinnernde, eigenständige Farbtextur zu entwickeln.

Gravität – Struktur – Transparenz – Subtilität sind die Begriffe, mit denen die spätbarocke Klanglichkeit der neuen Orgel zu umschreiben ist.
Die nicht ganz einfache, aber überdurchschnittlich hörsame Akustik der Welschensteinacher Kirche erlaubt eine Intonation in „milder Fülle und freundlicher Frische“ ohne auf Gravität zu verzichten.

Wechselschleifen ermöglichen die Realisierung besonderer Charakterstimmen, wie sie bei 18 Registern sonst nicht disponierbar sind.

Als probates Mittel für lückenlose, großrahmige Registrierungen gestatten sie außerdem eine Vielzahl ungewöhnlicher Solo und Farbmischungen.

Im verantwortungsbewussten Orgelbau werden seit Jeher die technischen und gestalterischen Anforderungen des „Musikinstrumentes Orgel“ vor allem von seinen klanglichen Zielsetzungen
her gelöst. Auch für Wechselschleifen-Windladen mit ihren durchschobenen Teilungen sind deshalb bestimmte Bedingungen einzuhalten, deren logistische Umsetzung einen unmittelbaren Einfluss auf die Innenstruktur der Orgel ausüben.

Wie immer geht es um Ordnung und Klarheit.

Auf Prospekthöhe im Obergehäuse liegt die dreiteilige Manualwindlade, dahinter, klassisch abgesenkt, das in C-Cs geteilte Pedalwerk. Im Sockelgehäuse ist das technische Zentrum mit Spieltrakturen, Registersteuerung und Windanlage untergebracht. Die Spielanlage ist als Platz der haptischen Begegnung mit dem Instrument in wertvollen Materialien (u. a. Ebenholz, Riegelahorn mit Schellack, Porzellan) und schlichter, eleganter Ästhetik ausgeführt.

Wunderbare, historisch korrekte Ausstattungs- Details (Bleikondukten, Ledermuttern, z.T. selbstgemachte Zungen…) wurden durch sinnvolle Zutaten aus neuerer Zeit ergänzt.

So haben wir u. a. für ein „delikates Spiel“ der tiefen Manuallagen auf eine bewährte „Barker-Konstruktion“ zurückgegriffen. Auf lediglich historisierende Beigaben
wurde verzichtet.

Ohne persönliches Engagement Einzelner und der Mithilfe einer ganzen Kirchengemeinde ist die Realisierung eines solchen Orgelprojektes nicht möglich. Für diese ideelle und materielle Unterstützung möchte ich mich herzlich bedanken.
Möge die neue Orgel zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen ein hohes Alter erreichen.

Claudius Winterhalter

Mixtur – Repetition (Doppelchöre)
C 1 1/3′ 1′ 2 2/3′ 1/2′
fs° 2′ 1 1/3′ 1′ 2 2/3′
c‘ 2′ 2′ 1 1/3′ 1′ 2 2/3′
fs‘ 2 2/3′ 2′ 2′ 1 1/3′ 1′
c" 2 2/3′ 2′ 2′ 1 1/3′ 1 1/3′
fs" 4′ 2 2/3′ 2′ 2′ 1 1/3′ 1 1/3′
c“‘ 4′ 4′ 2 2/3′ 2′ 2′ 1 1/3′ 1 1/3′