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C. W. Orgelbau
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Auch nicht schlecht...



Die weithin sichtbare, ehemalige Wehrkirche im malerischen Schwarzwaldtal von Welschensteinach wird urkundlich um 1275 erstmals erwähnt. Über den Grundmauern der alten Kirche entstand 1771 die heutige Pfarrkirche St. Peter und Paul als Werk des fürstenbergischen Baumeisters Franz-Joseph Salzmann (1724-86). Der an die Nordseite des Chores stoßende Glockenturm stammt bis zum Untergeschoss aus dem 12. Jahrhundert. Die barocke Innenausstattung der Kirche umspannt einen Zeitraum vom 17. Jahrhundert bis heute. Historische Originale stehen neben stilkopierenden Nachbauten aus der Zeit um 1960. Mit der neuen Orgel wird dieser Prozess vervollständigt.

Die Gestaltung der neuen Orgel entspricht in ihrer Architektur dem klassisch fünfteiligen Orgelprospekt des süddeutschen Barock in der künstlerisch redu-zierten Formensprache unserer Werkstatt und des Bildhauers Armin Göhringer.
Mit der schwungvollen Linienführung des Gehäuses und der ausgeprägten Plastizität der Prospektab-wicklung werden Bewegung und Spannung als genuin barocke Gestaltungsprinzipien Übersetzt. Durch die aus der Taillierung des Gehäuses schall-trichterartig auseinander strebenden Prospekt-pfeifen ist die Orgel gleichsam als Metapher eines Blasinstrumentes und dessen Klangdynamik zu erkennen.
Das breit angelegte Mittelfeld wird von zwei doppelt geschweiften Flachfeld­Stelen flankiert, deren schmales, goldbelegtes Ornamentband als typische Kreuzschichtungs­Besägung des Bild-hauers zu erkennen ist. Nach unten gehängte
und schräg nach vorne gerichtete Prospektpfeifen bilden einen „gebrochenen" Spiegelprospekt als auffälligstes Stilmittel-Zitat der Orgelgestaltung des 18. Jahrhunderts. Die Fassung der neuen Orgel ver-steht sich als weiterführende Bereicherung einer nicht an einen bestimmten Kanon gebundenen Farbigkeit von Kirchenraum und Innenausstattung. Restaurator Bernd Bauer hat es einmal mehr ver-standen, mit stumpfem Pinsel und weiß-grüner Dipersion auf anthrazitgrauem Grund eine unge-wöhnliche, an barocke Marmoreffekte erinnernde, eigenständige Farbtextur zu entwickeln.

Gravität - Struktur - Transparenz - Subtilität sind
die Begriffe, mit denen die spätbarocke Klanglich-keit der neuen Orgel zu umschreiben ist.
Die nicht ganz einfache, aber überdurchschnittlich hörsame Akustik der Welschensteinacher Kirche erlaubt eine Intonation in „milder Fülle und freund-licher Frische" ohne auf Gravität zu verzichten. Wechselschleifen ermöglichen die Realisierung besonderer Charakterstimmen, wie sie bei 18 Registern sonst nicht disponierbar sind. Als pro-bates Mittel für lückenlose, großrahmige Regis-trierungen gestatten sie außerdem eine Vielzahl ungewöhnlicher Solo­ und Farbmischungen.

Im verantwortungsbewussten Orgelbau werden seit Jeher die technischen und gestalterischen Anforderungen des „Musikinstrumentes Orgel"
vor allem von seinen klanglichen Zielsetzungen
her gelöst. Auch für Wechselschleifen-Windladen mit ihren durchschobenen Teilungen sind deshalb bestimmte Bedingungen einzuhalten, deren logistische Umsetzung einen unmittelbaren Ein-fluss auf die Innenstruktur der Orgel ausüben.
Wie immer geht es um Ordnung und Klarheit. Auf Prospekthöhe im Obergehäuse liegt die dreiteilige Manualwindlade, dahinter, klassisch abgesenkt, das in C-Cs geteilte Pedalwerk. Im Sockelgehäuse ist das technische Zentrum mit Spieltrakturen, Re-gistersteuerung und Windanlage untergebracht. Die Spielanlage ist als Platz der haptischen Begeg-nung mit dem Instrument in wertvollen Materialien (u. a. Ebenholz, Riegelahorn mit Schellack, Por-zellan) und schlichter, eleganter Ästhetik ausge-führt.
Wunderbare, historisch korrekte Ausstattungs- Details (Bleikondukten, Ledermuttern, z.T. selbst-gemachte Zungen...) wurden durch sinnvolle Zu-taten aus neuerer Zeit ergänzt. So haben wir u. a. für ein „delikates Spiel" der tiefen Manuallagen auf eine bewährte „Barker-Konstruktion" zurückge-griffen. Auf lediglich historisierende Beigaben
wurde verzichtet.

Ohne persönliches Engagement Einzelner und der Mithilfe einer ganzen Kirchengemeinde ist die Realisierung eines solchen Orgelprojektes nicht möglich. Für diese ideelle und materielle Unter-stützung möchte ich mich herzlich bedanken.
Möge die neue Orgel zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen ein hohes Alter erreichen.

Claudius WINTERHALTER

und das Werkstatt-Team

Markus BIELER
Joachim FREDE
Hans Dieter GEISSER
Werner HARTER
Christian KROLL
AIois SCHWINGSHANDL
Alain SOUILLARD
Holger WIEDENMANN


Disposition