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Orgelgestaltung jenseits aller Konventionen

Von jeher spielt die Orgel jenseits ihrer primären Funktion als Musikinstrument eine besondere Rolle innerhalb des Kirchenraums. Zum einen ist es ihre räumliche Stellung, mit der sie vor allem im barocken Kirchenbau des 18. Jahrhunderts in bewusste Korrespondenz zum Altar als zentralem liturgischem Ausstattungsstück tritt, ja sogar wie im Fall der Benediktinerfürstabtei St. Blasien die Stelle des Altars einnimmt. Zum anderen ist es vor allem aber das besondere Augenmerk, das auf die äußere Gestaltung der Orgelfassade gerichtet wird. So kennen wir im 18. Jahrhundert Beispiele, bei denen die ästhetische Gestaltung der Orgelfassade so hoch bewertet wird, dass sie zum entscheiden-den Faktor für die Beauftragung des Orgelbauers wird. Sowohl Joseph Gabler in Weingarten (1737) wie auch Johann Michael Röder in der Breslauer Maria-Magdalenen-Kirche (1721) erhielten den Zuschlag zum Orgelbau nachweislich vor allem deshalb, weil sie beide mit einem neuen, höchst phantasievollen Prospektentwurf aufwarten konnten.

Die Frage der ästhetischen Gestaltung des Orgel-prospekts ist heute verstärkt verbunden mit der Frage der Einfügung der Orgel in den historischen Kirchenraum. Wähend der moderne Orgelbau der letzten Jahrzehnte in der Folge einer falsch ver-standenen Denkmalpflege vor allem dort, wo es
um die Integration in ein barockes Ausstattungs-ensemble ging sich verstärkt historisierender Lösungen bis hin zu detailgetreuen barocken Stilkopien bediente und mit dieser rückwärtsge-wandten Gestaltungsweise in der Regel künst-lerische Belanglosigkeit und einfallslose Kopien produzierte, wurde mit dem Bau der neuen Chor-orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Alexius in Herbolzheim durch Claudius Winterhalter ein anderer Weg beschritten. Das hier an der Chor-nordwand der barocken Pfarrkirche aufgestellte Werk als kirchenmusikalische Ergänzung zur spät-romantischen Hauptorgel (im Gehäuse auf Blasius Schaxel, 1818, zurückgehend) ist von der bloßen Wiederaufnahme historischer Vorbilder und Stil-merkmale weit entfernt. Es zeigt in der Prospekt-gestaltung eine eigenständige Lösung, die ganz
mit den Mitteln zeitgenössischer Formensprache operiert, eine Neugestaltung, die einerseits die Sprachmöglichkeiten zeitgenössischer Kreativität nutzt und sich andererseits dialogfähig mit dem historischen Ambiente auseinandersetzt. ...

(Klaus Könner)


(...) Mehr zur neuen Orgel in:
"Die Chororgel St. Alexius Herbolzheim im Breisgau"
ISBN: 3-9806393-4-7

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