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C. W. Orgelbau
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Zur neuen Orgel


Die Orgelkultur des 20. Jahrhunderts ist reich an Versuchen, aus der Vielzahl historischer Vorbilder ein neues, gültiges Musikinstrument zu schaffen. Nach Spätromantik, Fabrikorgel und Orgelreform, Neobarock und Universalorgel führte die Entwicklung der letzten Jahrzehnte im deutschen Orgelbau zur Wieder­entdeckung der französischen Schule des 19. Jahrhunderts um Cavaille-Coll. Es wurde Mode, Orgeln etwas "französisch" zu bauen und kaum eine Werkstätte zwischen München und Kiel konnte der Versuchung widerstehen. Inzwischen ist der orgelbauliche Zeitgeist bei der deutschen Romantik angekommen....

Wir sehen diese neue Orgel als einen bewußten Beitrag zur Vertiefung der Erkenntnis, (daß in der Zusammenführung französisch-süddeutscher Orgelbaukunst eine der tragfähigsten Synthesen des Orgelschaffens überhaupt zu finden ist. Durch die grenzüberschreitende Tradition unserer angestammten Orgellandschaft mit ihrer geo-graphischen Nähe zu Frankreich gibt es seit jeher vielfältige Beziehungen. Die Sprache dieser Instrumente ist uns ebenso vertraut wie die Lebensart der Menschen die sie bauten und bauen.

Die Disposition umfasst 33 Stimmen, deren Hauptklangbestand vorallem im "Fond" eine großrahmige Zweimanualigkeit a' la Cavaille-Coll bildet. Ergänzend sind die Werke mit einem durchgängigen Principalgerüst, charakteristischen Farbaliquoten und einem ausgeprägten Zungen-potential ausgestattet. Mensuren und Bauart von Labialen und Zungen entsprechen unserem Verständnis einer aktuellen Umsetzung des angestrebten Klangzieles.

Das Maß an organischer Dichte und klarer Struktur einer Orgel ist wesentlicher Bestandteil ihrer Qualität. Die äußere Gestalt, das Gesicht des Instrumentes sollte Ausdruck seiner inneren Herkunft sein. In der Art von Aufbau und Gliederung, in der Formensprache des Prospekt-bildes, erkennt der Betrachter diese Absicht... die Orgel soll aussehen wie sie klingt.

Zur konstruktiven Grundausstattung unserer Instrumente gehören freie Windanlagen und rein mechanische Spiel- und Registertrakturen. Bei größeren Werken kommt eine zweite, elektronisch gesteuerte Funktionsebene zur Register-speicherung hinzu. An zentraler Position zwischen den Gehäusen befindet sich in Achern ein frei-stehender Spieltisch. Er ist integraler Bestandteil der Gesamtanlage und kann als Arbeitsplatz des Organisten durch sein Erscheinungsbild Spielfreude und Kreativität vermitteln.

(Claudius Winterhalter)

Zur Klanglichkeit

Jedes neugeschaffene Musikinstrument spricht seine eigene, neue Sprache und läßt doch Erinnerungen an seine Vorläufer hören: in der Oboe klingt noch die Rauheit der bretonischen Bombarde und des Krummhorns der Renaissance, und im Sound des E-Pianos schwingt noch der romantische Klavierklang nach. Die von Instrumentenmachern aller Zeiten erträumten und realisierten Klänge sind Markierungen im Übergang, Momentaufnahmen der Durchdringung des Metiers, der Klangwelten z. B. der Orgel mit der des Orchesters. So stellt die Ebert-Orgel von 1558 in der Innsbrucker Hofkirche neben orgeltypischen "Urlauten" die Klänge einer renaissance Hofkapelle vor. Und bei den Klang-farben des "Orchestre revolutionaire ei romantique" (ein Orchester, das unter der Leitung von J. E. Gardiner mit authentischen Instrumenten den Klang des großen romantischen Orchesters wiederbelebt) wird dem Hörer sofort klar, warum dem französischen Orgelbauer Aristide Cavaille­Coll die von ihm realisierten Klänge geradezu einfallen "mußten". Dieser Orchesterklang der Berlioz-Zeit rührt den Hörer mit den gleichen Qualitäten an, die etwa einen Bechstein-Flügel, eine Ladegast-, Walcker­ oder Cavaille-Coll-Orgel dieser Zeit auszeichnet:

- eine phänomenal stufenlos regelbare Breite der dynamischen Skala, vom zartesten Sphärenhauch bis zum entfesselten Forte
- eine natürliche Frische des Tons, die die Instrumente "singen" läßt
- eine absolute Ausgewogenheit und Steuerbarkeit der Lagen vom höchsten Sopran bis zum tiefsten Baß
- eine hohe Mischfähigkeit, mit dem Ziel zahlloser, geglätteter Übergänge der Farben und dynamischen Valeurs
- und über allem, Poesie, den Zuhörer zu verzaubern.
Die Planer und Erbauer der neuen Winterhalter- Orgel zu Achern haben sich auf diese Klanglichkeit eingelassen ...

(Martin Dücker)


(...) Mehr zur neuen Orgel in:
"Die Orgel der Pfarrkirche U.l.F. zu Achern"
ISBN: 3-928207-90-3

Disposition